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Wie ein paar Schleswig-Holsteiner die Kulturen des Alten Orients begründeten...

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Auf die Argumentationstechnik Braaschs wurde deshalb so ausführlich eingegangen, weil sie als ein Musterbeispiel für zahlreiche Laienpublikationen angesehen werden darf.
Man kann sich als Laie noch so viel Fachwissen anlesen, das schützt einen nicht vor der Gefahr, in allseits bereitstehende Fallen der Methodologie zu laufen.
Dabei ist Braasch selbst Naturwissenschaftler (Mediziner) und sollte deshalb mit Methoden der Empirik und der wissenschaftlichen Beweisführung eigentlich vetrauter sein, als es z.B. ein Däniken ist.
Eine wichtige Parallele zwischen Braasch und Däniken ist auch darin zu sehen, daß beide die letzten Jahrzehnte Neolithforschung einfach ignorieren und den Fachleuten vorwerfen, Behauptungen und Ansichten zu vertreten, die seit Jahrzehnten von der Forschung überholt sind.
Entweder hat Braasch also ein einzigartiges Talent, immer die falsche Fachliteratur zur Hand zu nehmen, oder aber (was wahrscheinlicher ist) er hat sich ganz gezielt nur solche Publikationen herausgesucht, die ihm in den Kram passen und die daher notgedrungen meistens ein beträchtliches Alter aufweisen.

Es ist also nicht die Grundhypothese, die hier an erster Stelle kritisiert werden soll, sondern vor allen Dingen die Art und Weise, wie er sie zu belegen versucht und die damit verbundene Ignoranz gegenüber der archäologischen Forschung.
Leider fühlen sich viele Laien, die der Forschung ja oftmals durchaus gute Impulse geben konnten, durch entsprechende Kritik verkannt und sehen sich durch die "Arroganz und Ignoranz der besserwisserischen Fachleute" in eine Märtyrerrolle gedrängt.

Gerade heute ist es zugegebenermaßen nicht einfach, am Puls der neuesten Forschung zu bleiben - selbst für Fachleute nicht.
< Die Zahl der archäologischen Funde hat sich in den letzten dreißig Jahren verfielfacht und wächst jedes Jahr weiter an - und damit auch die Zahl der harten Fakten, die in jeder Theorie berücksichtigt werden wollen.
< Im Moment ist die Bodenforschung so schnell (weil sonst die meisten Funde unwiederbringlich verloren wären), daß kaum ein Fachmann Zeit hat, aufgrund neuer Erkenntnisse in seinem Spezialgebiet ein Überblickswerk zu schreiben. Selbst der deutende Teil in einer Grabungsdokumentation ist im Moment der Drucklegung meist schon überholt, zumal die Veröffentlichung der Grabung selbst oftmals fünf bis dreißig (!) Jahre hinterherhinkt - und manchmal auch nie im Druck erscheint.
< Erst recht jedes populärwissenschaftliche Buch ist daher schon beim Erscheinen veraltet. Den aktuellen Forschungsstand erfährt man nur noch durch Vorträge auf Fachkongressen und im direkten Kontakt mit den Ausgräbern. Selbst wenn hier also dem Laien gewisse Grenzen der Informationbeschaffung gesetzt sind, so wäre Braasch dennoch ein Blick in etwas aktuellere Handbücher bzw. Zeitschriftenaufsätze zuzumuten gewesen.
Sein Hantieren mit 100 Jahre alten Deutungen und Spekulationen aufgrund der damals viel geringeren Materialbasis ist im besten Fall amüsant.
Man kann das nur als bewußten Akt der Unterlassung deuten, woraus endgültig deutlich wird, daß hier ideologisch und nicht fachwissenschaftlich argumentiert wird.

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