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Wie ein paar Schleswig-Holsteiner die Kulturen des Alten Orients begründeten...

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Zudem konzentriert sich Braasch vor allem auf Zeiten und Räume, über die man in der Tat nicht viel weiß und wo es noch viele offene Fragen gibt.
Jeder Fachmann wird das gerne zugeben.
< Und er ist dabei auf durchaus interessante Fragestellungen gestoßen (z.B. die Herkunft des sumerischen Zinns, Hinweise auf blauäugige Götter in ägyptischen Sargtexten usw.), die tatsächlich noch nicht geklärt sind.
Er zerrt all das aber so gewaltsam in den Dunstkreis seiner megalithischen Weltsicht und übersieht bzw. ignoriert dabei alles Trennende, daß man ihm hier kaum zu folgen vermag.
Das Rezept:
< die unterschiedlichsten Zutaten in einen Topf geben, Feuer drunter und das Ganze gut zu einem klebrigen Eintopfgericht verrühren!
Da Fachwissenschaftler redlicherweise nur das behaupten können, was auch belegbar ist, gerät man gerade bei Braaschs Spekulationen häufig in Argumentationsnot, weil Spekulationen ins Blaue hinein ja nicht auf Anhieb widerlegbar sind.
< Eine reine Behauptung wird aber nicht schon dadurch bewiesen, daß das Gegenargument genauso wenig beweisbar ist, sondern das Gegenargument muß falsifizierbar sein!
Mit "Beweisen" ist es in der Ur- und Frühgeschichte nämlich so eine Sache. Sie sind in der Regel weder pro noch contra leicht zu führen, und diese Tatsache macht sich Braasch weidlich zunutze.

In der Prähistorie ist der "Beweis" durchaus an die naturwissenschaftliche Definition angelehnt (dort: wiederholbares Experiment, das bei gleicher Ausgangslage stets zu demselben Ergebnis führt).
Da Ausgrabungen aber nicht wiederholbar sind, ist hier ein "Beweis" ein von jedem Fachmann nachvollziehbarer Befund aufgrund der Grabungsdokumentation.
< Der Befund ist also das beweistragende Element, nicht der Fund (also ein Gegenstand an sich). Letzterer gilt nur als Teil eines Befundes, dem er zugeordnet werden kann.
< Die Aussagen der Befunde können dann zu Indizienketten zusammengefügt werden, auf deren Grundlagen Deutungen möglich sind. Braasch aber benutzt keine Befunde, sondern zumeist nur eigene fragliche Deutungen ohne gesicherte Basis, um damit zu spekulieren.

Wenn man auch bekanntlich ex silentio nur sehr behutsam argumentieren sollte (d.h. Erkenntnisse gerade aus dem Fehlen bestimmter Funde zu ziehen), kehrt Braasch dieses Prinzip auf ungebührliche Weise um:
er postuliert nämlich regelmäßig, daß "nicht gefunden" keineswegs "nicht vorhanden" bedeuten muß.
Damit hat er zwar im Prinzip recht, strapaziert diese Erkenntis aber allzusehr:

"Unbekannt ist, ob die Rinderhirten in ihrem 'Holzland' für ihre Runen vielleicht Holztafeln, die schnell verrotteten, verwendeten." (S. 40)

Dieser Aussage ist formal wenig entgegenzusetzen. Aber hier wird nicht nur suggeriert, daß die norddeutschen Megalithiker bereits die Schrift kannten, sondern daß dies auch schon die Runen gewesen sein sollen, ohne daß er das aber konkret behaupten würde. Einen entsprechenden Vorwurf könnte er also wieder elegant parieren.

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