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Wie ein paar Schleswig-Holsteiner die Kulturen des Alten Orients begründeten...

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Religiöse Mythen sind nicht zuletzt auch ein literarisches Genre.
Und in der Erzählforschung sind solche Parallelen seit langem bekannt und akzeptiert, hier ganz besonders bei einem dem Mythos vewandten Genre:
dem Märchen.
Die Märchen in aller Welt haben Handlungsmotive, die sich oft bis aufs Haar gleichen. Und die gehen nicht auf einen einzigen weltreisenden Märchenerzähler zurück, sondern haben sich bewiesenermaßen völlig unabhängig voneinander entwickelt, da das Märchen genau wie der Mythos einer Kartierung der menschlichen Psyche gleichkommt.
Wenn Herr Braasch vor dem Schreiben seines Buches einmal nachgeprüft hätte, in welchen weiteren Kulturen sich all seine Symbole außerdem finden (die Himmelssäule in China, Australien, Amerika usw.), hätte er dann seine "blonden Megalithiker" als Kulturbringer auch dorthin reisen lassen?
Die umfangreichen religiösen Bestandsaufnahmen von James Frazer, Edward B. Tylor und anderen Ehnologen hätten ihm zahlreiche weitere Beispiele für das Vorkommen entsprechender Symbole liefern können. Es gibt in der Ethnologie bzw. amerikanischen Anthropologie ganze Bücher über zufällige Übereinstimmungen einzelner kultureller Aspekte, die durch Zeit und Raum aber so weit getrennt sind, daß nur periodisch wiederkehrende Götterastronauten eine Erklärung bieten würden, oder aber eben unabhängige Parallelentwicklungen, die es genau so ja auch in der Biologie geben soll.

Vor allem aber übersieht Braasch bei seinem Festklammern an einzelnen, wenigen Motiven die unvereinbaren Widersprüche und gänzlich konträren Grundkonzepte der ägyptischen und der germanischen Religion.
Diese überwiegen nämlich in erdrückender Mehrzahl.
So steht z.B. das lineare Weltverständnis der orientalischen Religionen im strengen Gegesatz zum zyklischen Weltbild der indogermanischen Religionen.
Zunächst müßte man also in solch strukturellen Dingen fündig werden (wie es bei der vedischen und germanischen Religion tatsächlich der Fall ist), wovon im Ägyptischen und Sumerischen natürlich keine Rede sein kann. Wenn man religiöse Aussagen und vor allem normierte Darstellungen ohne kritische Hinterfragung als Realität nimmt, gerät man leicht auf Irrwege.
Eklatant wird das deutlich, wenn Braasch die interpretatio romana über den Isiskult bei den germanischen Sueben wörtlich nimmt und den Fimbulwinter der Edda als Bericht über ein historisches Ereignis deutet.

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