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Wie ein paar Schleswig-Holsteiner die Kulturen des Alten Orients begründeten...

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Wie eingangs schon erwähnt, sind die Gründe für all diese Mutmaßungen in mythologischen Parallelen begründet, die Braasch allerorten auszumachen vermeint.
Es sind dies vor allem die Vorstellung einer Himmelssäule, die den Kosmos stützt, die Vorstellung, daß das Totenreich jenseits des Meeres liege und nur durch ein Boot mit Fährmann zu erreichen sei, die Verehrung der Sonne als Gottheit und die weite Verbreitung von Spiralmustern und gehörnten Gestalten.
Dem Auftreten dieser Symbole spürt Braasch in allen Verästelungen nach und wird natürlich in den meisten Kulturen fündig. Warum aber muß (!) es eine Verbindung zwischen den Bootsgräbern der Pharaonen und einer Schiffsbestattung der Wikinger geben?
Ist das ein bisher unbekanntes naturwissenschaftliches Gesetz?
Falls nicht, müßte ein Zusammenhang erst einmal bewiesen werden, man kann ihn nicht einfach postulieren und darauf dann ein verschachteltes Hypothesengebäude errichten.
Zur Methodik aber später mehr.
Bleiben wir zunächst bei mythologischen Parallelen. Daß das Firmament eine Kuppel ist, die eine scheibenförmige Erde überwölbt und am Horizont das Meer berührt, ist nun kaum eine sonderlich singuläre Weltsicht.
Statt sich über eine solche Parallele zu wundern, sollte man lieber fragen, welches der alten Völker denn eine andere Vorstellung als diese hatte. Da diese Anordnung der Dinge dem Augenschein zu entsprechen scheint, hat sie sich auch bei allen Völkern herausgebildet.
Weder der Notwendigkeit einer Himmelssäule noch der Behauptung, daß dies die Grundlage einer megalithischen Urreligion gewesen sein soll, kann man zustimmen.
Denn eine Beobachtung, die überall auf der Welt von unterschiedlichen Völkern zu allen Zeiten gemacht werden kann, ist kein "Beweis" dafür, daß es einen Ursprungspunkt gegeben haben muß, von dem sich alles ausbreitete.
Gleiches gilt für die Hörner, die in der Ikonographie des Orients oft als Herrschaftssymbol auftauchen.
Da Hörnermasken und -helme in rituellem Kontext weltweit verbreitet sind (man denke auch an die Büffelhauben der nordamerikanischen Indianer), ist es ebenfalls sehr verwegen, sie auf die norddeutschen Megalithiker zurückführen zu wollen.
Der Ursprung dürfte eher in seit Urzeiten weit verbreiteten Vorstellungen zu suchen sein, die mit dem heute inflationär benutzten Begriff "schamanistisch" umschrieben werden können. Sollte der Autor hier der Diffusionismustheorie des 19. Jahrhunderts oder gar der Urmonotheismusthese von Pater Wilhelm Schmidt aufgesessen sein?

Für die Existenz eines Fährmannes der Toten im Norden bringt er nun als Beleg eine (!) friesische Sage und verweist weiterhin konstant auf die Edda, ohne hier aber Roß und Reiter zu nennen.
Das würde ihm auch schwer fallen.
In der Edda steht von all dem nämlich kein einziges Wort. Dort liegt das Totenreich nicht irgendwo jenseits des Meereshorizontes, sondern eine entsprechende Beschreibung findet sich bei Snorri (Gylf. 49). Der Weg führt neun Nächte lang durch dunkle, tiefe Täler, bis man die Brücke Gjallarbru erreicht, die von der Magd Moðgudr bewacht wird und mit reinem Gold bedeckt ist.
Über diese Brücke erreicht man das Totenreich Hel.
Auch wenn dieses Bild möglicherweise bereits christlich infiziert ist, kann man eine entsprechende Vorstellung bestenfalls aus Schiffsbestattungen erschließen, nicht aber aus der Edda, auf die Braasch sich dauernd beruft.

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