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Wie ein paar Schleswig-Holsteiner die Kulturen des Alten Orients begründeten...

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Auf S.179 wird behauptet:

"Der Philister Hiram gehörte zu den Seevölkern"

und auf S.275, daß Hiram König von Sidon gewesen sei. Gerade das Alte Testament, auf das Braasch sich hier stützt, sagt aber ganz klar, daß er König von Tyros und nicht von Sidon war (1 Kö 5,15). Philister wiederum kann er nicht gewesen sein, weil Tyros (und erst recht Sidon) nicht mehr zum Einflußbereich der Philister zählte. Die saßen doch sehr weit südlicher. Ein solcher Umgang gerade mit leicht zugänglichen Quellen ist mehr als ärgerlich.

Die ab S.239 geäußerten Zweifel, daß der Einfall der Seevölker den ganzen Orient in Schutt und Asche gelegt habe (wieder einmal eine sehr veraltete Meinung), teilt die heutige Forschung voll und ganz. Die neueren Grabungen haben ein anderes und sehr viel differenzierteres Bild zutage gefördert.
Dadurch relativiert sich auch Braaschs in der Tradition Spanuths stehende Erklärung der Ereignisse mit einer gewaltigen Naturkatastrophe.
Gerade bei dem gut durchgrabenen Bereich des Alten Orients hätten sich Indizien dafür finden lassen müssen.
Zumindest bei einem Meteoriteneinschlag müßte sich in den entsprechenden Schichten eine hohe Iridium-Konzentration nachweisen lassen, was m.W. nicht der Fall ist.

Im weiteren geht Braasch auch noch ausführlich auf die Gründung der sumerischen Kultur durch die norddeutschen Megalithiker ein.
Hier meint er, ähnliche Parallelen in Mythologie und Technik zu finden, wie bereits in Ägypten. Schon zeitlich wäre das mehr als problematisch.
Die Sumerer sind seit spätestens (!) 3200 v.Chr. im südlichen Zweistromland bezeugt.
Die ältesten belegten Großsteingräber Nordeuropas stammen von frühestens (!) 3600 v.Chr. Diese zeitliche Differenz ist einfach zu kurz, um von der ersten zaghaften Entwicklung der Megalithkultur in Nordeuropa auf eine massenhafte Einwanderung von dort nach Sumer zu schließen. Und das ist noch das zaghafteste Argument, das man gegen diese Sicht der Dinge vorbringen kann.

Während das Buch bis zur Verlagerung des Schauplatzes nach Ägypten noch eine Art roten Fadens aufweist, gerät das Konzept gegen Ende arg durcheinander und wirkt im letzten Teil eher wie ein ausgekippter Zettelkasten. Da ist plötzlich von ionischen Säulen, dem Ursprung der Olympischen Spiele, der Ausstattung des salomonischen Tempels, der Bedeutung von Kesseln und gotischen Halsringen die Rede (wobei er die keltischen torques fälschlicherweise als germanisch darstellt).
Natürlich hat das alles irgendwie mit den schleswig-holsteinischen Megalithikern zu tun, der geplagte Leser erfährt aber nie so recht, wieso eigentlich.

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