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Wie ein paar Schleswig-Holsteiner die Kulturen des Alten Orients begründeten...

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Überhaupt sind die Seevölker ein dankbares Thema für den Verfasser.
Denn natürlich sieht er in ihnen wieder seine norddeutschen Megalithiker, für die das Mittelmeer über Jahrtausende "ein ständiges Einfallstor" gewesen sein soll.
Auf S.239 behauptet er, daß es der konventionellen Forschung zum Vorteil gereiche, ein Ursprungsland der Seevölker nicht angeben zu "müssen". Das mag früher einmal so gewesen sein. Hätte er die im Literaturverzeichnis seines Buches angegebenen Werke auch wirklich gelesen, hätte ihm spätestens nach der Lektüre Trude Dothans klar sein müssen, daß der Forschungsstand heute etwas erfreulicher ist.
Man weiß heute nämlich mit Sicherheit, daß die Seevölker aus dem griechisch-ägäischen Raum (evtl. mit Einschluß Westanatoliens) gekommen sein müssen. Dort wo sie archäologisch faßbar sind, ist nämlich eine auffallende Identität mit der mykenischen Keramik der späten Bronzezeit vom Typ IIIC 1b nachweisbar, die gerade bei den Philistern noch länger nachwirkt.
Daß ihr Erscheinen mit der Dorischen Wanderung zusammenhängen muß, wird dadurch ebenfalls ersichtlich. Der Druck der auf den Balkan einwandernden Vorfahren der Thraker und Illyrer wurde nach Süden weitergegeben und brachte die gesamte frühgriechische Welt in Bewegung, der ja auch das Reich von Mykene zum Opfer fiel.
Gegen das "Durchmaschieren" der indogermanischen Proto-Thraker und -Illyrer bis in den Orient spricht aber gerade der keramische Befund.
Die Lage stellt sich doch eher so dar, daß es die alte ägäische Bevölkerung war, die dadurch weiter nach Süden gedrückt wurde. Dafür sprechen ja vor allem auch die seefahrerischen Kenntisse, die man bei den auf dem Balkan vordringenden Indogermanen eben nicht voraussetzen kann.
Die ägyptischen Quellen vereinfachen den Vorgang, indem sie von einem massiven Einfall um 1200 v.Chr. sprechen. Dieser "Einfall" war aber ein länger andauernder Prozess, der sich über Jahrhunderte hinzog.
Bereits in den Amarna-Briefen von 1375 v.Chr. werden ja schon die Sardana als Söldner in der ägyptischen Garnison von Byblos erwähnt.
Dennoch ist es per se nicht unmöglich, daß auch indogermanische Völker an dieser Wanderbewegung beteiligt waren. Betrüblicherweise haben wir aber nicht den geringsten Anhaltspunkt auf die Sprache der Philister und anderer Seevölker, so daß wir nicht wissen, ob es sich bei ihnen um Indogermanen oder die vorindogermanische Bevölkerung des ägäischen Raumes gehandelt hat. Beides ist möglich, aber auch ein Gemisch beider Gruppen wäre gut vorstellbar.

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